Im heutigen iTopnews History thematisieren wir den 10-jährigen Streit um den Polizeizugriff auf iOS.
Die Debatte darum, ob Apple eine Hintertür in iOS einbauen sollte, um Polizeibehörden Zugriff auf Geräte samt Chatverläufen und Fotos von Verdächtigen zu ermöglichen spaltet seit Jahren die Gemüter.
Sicherheit oder Datenschutz?
Auf der einen Seite sollten Kriminelle mithilfe der Daten auf ihren iPhones überführt werden können – auf der anderen Seite könnte eine solche Hintertür ein Einfallstor für Hacker sein.
Ein schreckliches Attentat, das der Auslöser der Debatte war, jährt sich in diesen Tagen zum 10. Mal.
Verschlüsselung in iOS: Die Debatte beginnt
Da Apple unter Tim Cook zunehmend Wert auf Datenschutz legte und diesen immer mehr als Verkaufsargument nutzte, wurden alle Apple-Geräte und besonders iPhones im Laufe der Jahre immer sicherer. Einen großen Schritt hat das iPhone 5s mit der Secure Enclave gemacht – einem separaten Coprozessor, der nur sicherheitsrelevante Daten wie den Fingerabdruck des damals aufkommendem Touch-ID Sensors enthielt.

Ab 2014 gab es dann mit iOS 8 eine vollständige Verschlüsselung des kompletten Systems. Ohne Passcode oder Fingerabdruck des Nutzers konnten keine Daten aus iOS ausgelesen werden. Nichtmal Apple selbst hat einen Schlüssel dafür.
Diese Maßnahme wurde als Errungenschaft beim Datenschutz beworben, löste aber auch Debatten um die Sicherheit der Gesellschaft aus, da Sicherheitsbehörden ohne Passcode ebenfalls nicht auf die Daten Verdächtiger zugreifen können.
Das Attentat von San-Bernardino: FBI vs. Apple
Am 2. Dezember 2015 – also genau heute vor 10 Jahren ereignete sich in der kalifornischen Stadt San Bernardino ein schreckliches Attentat. Bei der Weihnachtsfeier einer Gesundheitsbehörde begannen der 28-jährige Mitarbeiter Syed Rizwan Farook und seine Ehefrau auf die Kollegen zu schießen. Es gab 14 Todesopfer und 22 Verletzte.
Die Polizei konnte die Täter nach einer Verfolgungsjagd in einem Schusswechsel stoppen – dabei starben Farook und seine Frau. Diese hatten sich vorher radikalisiert, weshalb das Attentat als Terrorakt eingestuft wurde.
Das FBI suchte nach möglichen Komplizen und wollte dabei auch das iPhone 5s von Farook untersuchen – doch ohne Passcode bekamen die Behörden keinen Zugriff auf die gespeicherten Kontakte und Chatverläufe.

Der Streit um die iOS-Hintertür
Das FBI fragte Apple um Hilfe beim Zugriff auf das iPhone an, doch der Konzern betonte, dass nicht mal Apple selbst das Gerät entsperren könne. Daraufhin verlangte das FBI von Apple das Schreiben einer speziellen Software, mit der Behörden Zugriff auf iPhones von Verdächtigen bekommen können.
Apple weigerte sich mit der Begründung, dass dafür eine Hintertür in die Verschlüsselung der Geräte eingebaut werden müsste, die Kriminelle ausnutzen könnten, um Zugriff auf jedes beliebige iPhone zu erhalten.
Somit zog das FBI gegen Apple vor Gericht. Der Fall schlug weltweit hohe Wellen. Überall wurde diskutiert, ob der Datenschutz von Millionen von Kunden oder die Sicherheit der Bevölkerung vor Terror wichtiger seien.
Nach einigen Monaten beauftragte das FBI eine nicht genannte „dritte Partei“ damit, das iPhone zu knacken. Vermutlich handelte es sich dabei um eine Firma wie Cellebrite, die sich auf das Entsperren von iPhones für Behörden spezialisiert hat.

Datenschutz oder Sicherheit: Die Debatte dauert bis heute an
Nachdem das FBI für das Knacken des iPhones vermutlich 1 Million Dollar gezahlt und keine nennenswerten Daten über Mittäter erhalten hat, wurde das Verfahren eingestellt – und Apple konnte einen wichtigen Präzedenzfall schaffen. In den nächsten Jahren gab es ähnliche Konflikte zwischen Apple und den Behörden in England, Australien, Kanada, Frankreich, Indien, China, Russland und auch Deutschland.
Bis heute wehrt sich Apple erfolgreich gegen den Einbau einer Hintertür in iOS – eine Lösung des Konflikts ist somit nicht in Sicht.
Die Debatte hat sich auch auf andere Smartphone-Hersteller und Messenger ausgeweitet, die ebenfalls auf starke Verschlüsselung setzen. Die Frage, wie man die Datensicherheit der Kunden gewährleisten und gleichzeitig den Ermittlungsbehörden den nötigen Handlungsspielraum gewähren kann, ist noch immer nicht beantwortet.
Hinweis: Artikel enthält Affiliate-Links. Was ist das? Fotos: Apple
