Wie die Zeit vergeht: Vor zehn Jahren wurde der Dienst Apple Music vorgestellt.
In unserer Rubrik „iTopnews-History“ fächern wir die von vielen Kontroversen begleitete Geschichte von Apple Music für euch auf.
Musik gibt es vermutlich, seitdem es Menschen gibt. Lieder ließen sich das erste Mal auf Schallplatten einfangen – später setzten sich Kassetten und CDs durch. Apple revolutionierte die Musikbranche mit dem iTunes Store 2003, der ersten populären Plattform, auf der Musik legal zum Download gekauft werden konnte. Vorher fanden Musik-Downloads im Internet meist illegal statt.
Spotify und der anfangs schlechte Ruf des Streamings
Bis 2008 war es ganz normal, jeden einzelnen Song und jedes einzelne Album zu bezahlen. Man entschied sich bewusst dafür, Geld für die Musik, die man liebte, auszugeben. Dadurch entstanden gut gepflegte Mediatheken, aus denen man selbst Playlists erstellen konnte.
Zudem hatte man umfassende Rechte an der gekauften Musik erworben und konnte die Lieder vielfältig etwa in Homevideos nutzen oder auf einen iPod laden und überall offline hören.
Als 2008 Spotify an den Markt ging, begann sich die Musikindustrie erneut zu wandeln. Man konnte mit einem monatlichen Abo so viele unterschiedliche Lieder hören, wie man wollte. Durch das schnellere Internet wurden die Songs nur noch gestreamt und nicht lokal gespeichert.
Es gab vorgefertigte Playlists für jede Stimmung, über die man ganz unkompliziert neue Musik entdecken konnte.
Mit dem legalen Musikstreaming, bei dem die Interpreten Geld per gestreamtem Song erhalten, feierte Spotify langsam aber sicher immer größere Erfolge. Während Kritiker die Verramschung von Musik und die Verarmung der Künstler befürchteten, stiegen immer mehr Nutzer auf das Streaming um.
2011 machten die Musiklabels etwa elf Prozent ihres Umsatzes durch Streaming, 2013 waren es bereits 20 Prozent.
Apple kauft Beats und springt auf den fahrenden Zug auf
Aufhalten konnte Apple den Trend des Musikstreamings nicht mehr – die Umsätze bei iTunes litten bereits. Also entschied sich der Konzern, einen eigenen Streamingdienst auf den Markt zu bringen. Die fehlende Infrastruktur kaufte man bei Beats durch die Übernahme 2014 ein.
Mit Beats Music hatte Beats bereits einen Streamingdienst am Start – dieser und nicht die stylischen Kopfhörer waren der Hauptgrund für die teuerste Übernahme der Firmengeschichte.
Am 8. Juni 2015 – also genau heute vor 10 Jahren – stellte Apple seinen eigenen Musikstreamingdienst Apple Music auf der WWDC vor. Es handelt sich um eine modifizierte Version von Beats Music, die eng in das Apple-Ökosystem integriert ist.
Durch exzellente Kontakte in die Musikindustrie und die Beats-Expertise (Dr. Dre und Jimmy Iovine) konnte Apple schnell fast alle größeren Label überzeugen, ihre Songs auf Apple Music anzubieten. Gegenüber Spotify hatten viele Künstler aufgrund der relativ geringen Verdienstmöglichkeiten Vorbehalte – Apple aber vertrauten sie.

Start in über 100 Ländern mit eigenem Radiosender
Bereits am 30. Juni 2015 startete Apple Music dann direkt in über 100 Ländern – ein gigantischer Launch, der tatsächlich auch gut über die Bühne ging. Mit Beats 1 startete ein 24/7-Live-Radiosender mit internationalen Moderatoren wie Zane Lowe.
Zudem setzte Apple auf handkurierte Playlists, die von Musik-Kennern und nicht von Algorithmen erstellt wurden. Apple Music kam – auch aufgrund der höheren Tantiemen – von Anfang an deutlich besser bei den Musikern als die Konkurrenz.
Apple Music war tief in iTunes integriert, was Millionen von Nutzern direkt die Möglichkeit gab, den Dienst zu nutzen, ohne vorher eine App installieren zu müssen. Es gab eine dreimonatige Testphase, danach kostete Apple Music 9,99 Euro im Monat (16,99 Euro für Familien). Ein kostenfreies werbebasiertes Abo wie bei Spotify gibt es bis heute nicht. Innerhalb von nur sechs Monaten wurden zehn Millionen Abonnenten erreicht, heute sind es bereits über 90 Millionen.
Taylor Swift vs. Streaming
Kurz vor dem Start von Apple Music hatte die Sängerin Taylor Swift mit einem offenen Brief an Apple für Aufsehen gesorgt. Ursprünglich war geplant, den Künstlern für Streams, die Kunden in der dreimonatigen kostenlosen Testphase hörten, keine Vergütung zukommen zu lassen (Apple verdiente in dieser Zeit ja auch nichts).
Swift kritisierte dieses Vorgehen mit den Worten: „Wir fordern von euch ja auch keine kostenlosen iPhones“. Daraufhin meldete sich Eddy Cue – damals SVP of Internet Software bei Apple – zu Wort und kündigte eine Bezahlung der Künstler auch während des Probeabos an.

Die stetige Weiterentwicklung des Erfolgsdienstes
Seit dem Start wurden immer wieder neue Funktionen zu Apple Music hinzugefügt. Während Connect, das es bereits seit 2015 gab und mit dem Interpreten ähnlich wie bei Social Media engeren Kontakt zu ihren Fans halten konnten, 2019 wieder gestrichen wurde, sind die meisten Features bis heute erfolgreich. Diese reichen von der Darstellung synchronisierter Songtexte über zahlreiche neue Radiosender und personalisierte Playlists bis hin zum Jahresrückblick Apple Music Replay.
Seit 2017 fördert Apple mit Apple Music Up Next gezielt aufstrebende Künstler, seit 2018 gibt es mit Coming Soon eine Vorschau auf kommende Alben.
Im Jahr 2021 wurden Lossless Spatial Audio und Dolby Atmos eingeführt, die die Qualität der Audioinhalte ohne Aufpreis deutlich erhöhten. Eine Karaoke-Funktion kam 2022 und Apple Music Classical für Klassische Musik 2023 hinzu.
Über 100 Millionen Songs bei Apple Music
Auch wenn sich die Musikindustrie durch das Streaming deutlich geändert hat – Songs sind etwa kürzer geworden um mehr Streams zu erzielen, Musik ist tatsächlich zur Massenware geworden und Künstler wollen unbedingt in beliebte Playlists kommen -, ist Apple Music mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Mit über 100 Millionen Songs und fast ebenso vielen Abonnenten ist der Dienst äußerst erfolgreich und Nummer zwei hinter Marktführer Spotify. Und er war ein Vorläufer der danach folgenden Services wie Apple TV+, Apple Fitness+ und mehr, die Apple mittlerweile einen großen und noch wachsenden Anteil des Umsatzes einbringen.
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